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Enge Auslegung „pansexuell“

Pansexualität nach der engen Begriffsauslegung ist eine sexuelle Orientierung, gemäß derer bei der Aufnahme und Pflege partnerschaftlichen und sexueller Beziehungen die Geschlechtergrenze überschritten wird. Derjenige Mensch ist demnach pansexuell, für den mit jedem zur eigenen Person passenden Menschen Sexualität oder eine Beziehung grundsätzlich möglich ist, unabhängig davon, ob die betreffende Person ein Mann, eine Frau, ein Zwitter oder ein transsexueller Mensch ist.

 

Gesprochen wird auch von Anthrosexualität oder Omnisexualität. Der Begriff der Anthrosexualität macht die Ausrichtung von Liebe und sexuellen Begehren bei der Pansexualität auf das Menschsein an sich deutlich. Der Begriff der Omnisexualität betont die Überschreitung der typischerweise an sexuelle Orientierungen, wie Heterosexualität oder Homosexualität, gebundenen geschlechtsbezogenen Eingrenzung, ist allerdings missverständlich, da sich Pansexualität ausschließlich auf ein auf erwachsene Menschen gerichtetes Begehren bezieht und mit ihr insofern nicht im Sinne eines "omni" eine Ausdehung über alters- oder artbezogene Schranken postuliert werden soll.


Pansexualität ist nach der engen Begriffsdefinition grundsätzlich mindestens theoretisch von der Bisexualität zu unterscheiden, wo eine explizite sexuelle Präferenz für Männer und für Frauen besteht, während bei Pansexualität ausschließlich das Menschsein an sich für die Aufnahme und Fortführung sexueller und partnerschaftlicher Beziehungen zugrunde gelegt wird. Allerdings ist diese Abgenzung nur scheinbar eindeutig, da es durchaus möglich oder sogar wahrscheinlich ist, dass bisexuelle Menschen aufgrund des für beide Geschlechter vorhandenen Begehrens eher dazu in der Lage und bereit sind, eine pansexuelle Orientierung zu leben.

 

Möglicherweise ist Pansexualität als individuelle sexuelle Orientierung doch eher als eine bewusst die Geschlechtsmerkmale nicht betonende Form der Bisexualität anzusehen. Sollte dies der Fall sein, wäre zu erwarten, dass die individuelle pansexuelle Orientierung in der Minderheit verbleiben wird, selbst wenn die Gesellschaft sich zunehmend (entsprechend der weiteren Begriffsauslegung) pansexuell entwickeln würde. Die bei einer zunehmend pansexuell ausgerichteten Gesellschaft zu erwartende Zunahme auch individueller pansexueller Orientierungen würde bei einer solchen Sichtweise eher als Audruck einer verstärkten individuellen Sensitivität und Offenheit gegenüber vorhandenen bisexuellen Orientierungsmerkmalen zu bewerten sein.

 

Demgegenüber müssten Heterosexuelle oder Homosexuelle sich bei Annahme einer pansexuellen Lebensweise von Sexualität und Partnerschaft - anders als Bisexuelle - explizit über ihre eigentlich vorhandene dominante sexuelle Orientierung hinwegsetzen. Bisher geschieht so etwas eher als Ausdruck von Notsituationen und Deprivation, z.B. wenn Homosexuelle sich aus religiösen Gründen zur Aufnahme einer ehelichen Beziehung mit einer Person des anderen Geschlechts gedrängt sehen oder wenn Heterosexuelle in Situationen der Nicht-Verfügbarkeit des anderen Geschlechts (z.B. Strafanstalten) homosexuelle Kontakte aufnehmen. Von einer pansexuellen Orientierung würde man aber erst sprechen, wenn solche Entscheidungen ohne erlebten äußeren Druck oder Deprivation gefällt werden.

 

Während Pansexualität im Form der weiten Begriffsbestimmung als Ausdruck einer sich progressiv entwickelnden Gesellschaft zu betrachten und insofern auch zu fordern ist, blebt es abzuwarten, inwiefern sich auch Pansexualität als individuelle sexuelle Orientierung etablieren und dabei über den Bereich der Bisexualität hinauswachsen wird oder nicht.