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Thailand: Politischer Gefangener wegen Majestätsbeleidigung Amphon Tangnoppakul ist tot

Thai politischer Gefangener starb in Haft ohne Unterstützung durch Regierungen, Medien und Amnesty International

Amphon Tangnoppakul (andere Schreibweise: Ampol Tangnopakul) war kein politischer Aktivist. Er war ein einfacher und armer thailändischer Mann. Vermutlich hat er die SMS, die ihm zugeschrieben werden, weder gekannt noch versand. Er wurde Opfer einer Hetzjagd gegen alle tatsächlichen oder auch nur angeblichen Kritiker der Monarchie, die durch die Regierung des thailändischen Gewaltherrschers Abhisit gestartet wurde, dessen Sekretär Anzeige wegen der erhaltenen SMS stellte (siehe auch Stellungnahme der Asian Human Rights Commission).

Bereits zum Zeitpunkt seiner Verurteilung war vorhersehbar, dass die absurde 20 jährige Haftstrafe eine Exekution auf Raten war. Denn Amphon litt unter Krebs. Im Gefängnis wurde er nicht adäquat behandelt. Er starb unter  Schmerzen, der metastasierte Leberkrebs wurde erst nach seinem Tod entdeckt. Im Gefängniskrankenhaus erfolgten keine hinreichenden medizinischen Untersuchungen oder Behandlungen.

Unsere westlichen Regierungen und unsere internationalen Medien treten lautstark als Verteidiger der Menschenrechte auf, wenn es Ländser, wie China, Syrien oder Iran betrifft. Auch der Bandscheibenschaden von Julija Wladimirowna Timoschenko, der früheren Regierungschefin der Ukraine, wird international thematisiert. In fast vollständiges Schweigen hüllten sich diese Streiter für die Menschenrechte aber als es um einen einfachen thailändischen Mann ging, der Opfer der Unrechtsjustiz seines westlich orientierten Heimatlandes wurde.

 

Auch das hier dokumentierte herzzerreißende Bild, wie die Enkelkinder von Amphon diesen vor dem Gerichtssaal weinend umarmten, fand kaum internationale Resonanz.

Mindestens ebenso erschütternd wie das weitgehende Schweigen von westlichen Regierungen und Medien ist die Untätigkeit der Menschenrechtsorganisation Amnesty International, die trotz absurd-exzessivem Strafmaßes und lebensbedrohlicher Erkrankung - abgesehen von einer einzigen anfänglichen kritischen Stellungnahme - Amphon jede internationale Kampagne, die hätte seine Freiheit und sein Leben retten können, verweigerte.

 

Als Land des internationalen Tourismus ist Thailand sensitiv gegenüber internationalem Druck, doch Amnesty International entschied sich, Amphon den Schutz der Öffentlichkeit nicht zu gewähren, für den sich Amnesty International ansonsten so intensiv einsetzt.

Das Versagen von Amnesty International im Fall Amphon ist im Kontext seit Jahren gegenüber dieser Organisation erhobener Vorwürfe zu betrachten,  gemäß derer Amnesty International in Thailand durch Unterstützer der Monarchie dominiert wird und die politischen Gefangenen in Thailand auch deshalb weitgehend ignoriert, um nicht in den Ruf einer monarchiekritischen Position zu geraten.

Vor Monaten hieß es bereits im Gleichklang-Politik-Blog zur Thematik "Amnesty International und Amphon Tangnoppakul":


“Sollte Amnesty diese verfehlte Politik nicht ändern und sollte der krebskranke Amphon Tangnopakul, dessen Enkelkinder ihn weinend vor Gericht umarmten, im Gefängnis sterben, wird man  nicht umhin kommen, zu sagen, dass Amnesty nichts unternommen hat, weder um seine Freiheit noch um sein Leben zu retten. Daran ändert auch eine tatsächlich kritische Erklärung von Amnesty zu diesem Fall nichts, da ohne eine internationale Kampagne eine Wirksamkeit dieser Erklärung nicht zu erwarten ist, sondern die Beteiligten an dieser Untat in Thailand weiterhin fest damit rechnen werden, dass Amnesty wie in der Vergangenheit sie wird  ungestört walten lassen.”

Amphon verstarb im Gefängnis, getrennt von seiner Familie, weil er thailändischer Staatsbürger war.  Wäre er kein Thai gewesen, sondern ein Staatsbürger Chinas, wäre ihm die internationale Unterstützung, auch durch Amnesty International, gewiss gewesen. Hätte Amnesty International aber den Fall angenommen und für seine Freiheit öffentlichkeitswirksam gekämpft, hätte ihn die thailändische Regierung aller Wahrscheinlichkeit nach nicht so elendig sterben lassen.

Amphon Tangnoppakul ist so zum Paradebeispiel dafür geworden, wie eine eigentlich humanitäre Organisation den Versuchungen politikstrategischer Überlegungen erliegt und damit ihren eigenen Anspruch, der einstmals zu ihrer Gründung führte, verrät.

 

Amphon Tangpnoppal hatte den bitteren Preis für politikstrategische Überlegungen zu zahlen, die sich gänzlich seiner eigenen Lebenswirklichkeit entzogen. Gefragt nach Amnesty International und Human Rights Watch antwortete er kurz vor seinem Tod mit der Geggenfrage "Wer sind Amnesty International oder Human Rights Watch?". Keiner von beiden hatte den schwerkranken Amphon jemals besucht oder sich wenigstens, wenn nicht für seine Freiheit, wenigstens für eine angemessene medizinische Behandlung eingesetzt.

Vermutlich sah sich Amnesty International im Fall von Amphon genötigt, ein Opfer zu erbringen, um den leichten Zugang zu Visa und Beziehungen in Thailand, den Amnesty International für seine Arbeit in den Nachbarländern nutzt, nicht zu gefährden. Das Opfer war das Leben von Amphon Tangnoppakul.

 

Der Fall Amphon steht nicht allein, sondern ebenso wie bei Amphon hat es Amnesty International bisher bei den anderen Gefangenen auf der Basis der Lese Majeste (LM-Gesetze, d.h. Majestätsbeleidigungsgesetze) verpasst, sich im Rahmen einer internationalen Kampagne für ihre Freiheit einzusetzen. Bezüglich der Thailänderin Darunee, die sich wegen einer Rede seit 2008 in Haft befindet und eine 15 jährige Freiheitsstrafe verbüßt, scheint sich Amnesty International sogar vorab mit den thailändischen Behörden darüber geeinigt zu haben, dass man sich nicht gegen ihre Inhaftierung wenden werde. Es scheint ein stilles Agreement zwischen Amnesty International und der thailändischen Regierung zu geben, dass sich Amnesty Internationa bei Lese Majeste Fällen soweit als irgend möglich zurück hält, um jeden monarchiekritischen Ruf zu vermeiden.

Als weitere Erklärung für das atypische Verhalten von Amnesty International in Thailand kommt hinzu, dass der derzeitige Präsident von Amnesty International in Thailand ein Anhänger der Gelbhemdenbewegung ist, die die weitgehende Abschaffung der parlamentarischen Demokratie und ihre Ersetzung durch eine ernannte Regierung unter der Kontrolle des Königs verlangt. Zudem ist der für Thailand zuständigte "Ermittler" von Amnesty International Benjamin Zawacki ein Anhänger der thailändischen Monarchie. In der Vergangenheit verteidigte er gar die Majestätsbeleidigungsgesetz, auf deren Basis Menschen wegen ihrer Meinungsäußerung für Jahrzehnte ihrer Freiheit entzogen werden und aufgrund deren Basis Amphon Tangnoppakul im Gefängnis verstarb. Hintergründe zu der Problematik der Lese Majeste und der Verhaltens von Amnesty International können ebenfalls im Detail auf folgtenden Webseiten nachvollzogen werden:  hier, hier, hier, hier, hier, hier und hier.

 
Eine Lobby schaffen für die politischen Gefangenen in Thailand:

Die Leser dieses Artikels werden gebeten, sich an Amnesty International zu wenden und eine Veränderung der AI-Politik gegenüber Thailand zu fordern, damit es nicht zu weiteren Todesfällen kommt, sondern die anderen politischen Gefangenen in Freiheit gelangen. Eine engagierte Kampagne von Amnesty International für das Leben und die Freiheit der thailändsichen politischen Gefangenen könnte zu einem Durchbruch führen, aber die Zeit drängt wegen der angegriffenen Gesundheit und der Erschöpfung der Gefangenen.

An AI schreiben:

Es wird darum gebeten, gegenüber Amnesty International euer Entsetzen und eure Empörung über den Tod von Amphon Tangnopakul zum Ausdruck zu bringen. Bitte weist AI auch ausdrücklich darauf hin, dass sein Tod vorhersehbar war und AI mehrfach gebeten worden war, für Amphon eine Internationale Kampagne durchzuführen. Hier könnt ihr auch Amphan´s resignative Antwort "Wer ist Amnesty international?" zitieren. Bringt zum Ausdruck, dass ihr die einmalige Stellungnahme von AI sehr wohl kennt, dass aber nur eine internationale Kampagne, wie sie AI für Gefangene, z.B. in China unternimmt, hätte sein Leben retten können. Drückt in diesem Zusammenhang eure Verblüffung und euer Unverständnis darüber aus, dass in einem so extremen Fall von Freiheitsberaubung AI auf eine Urgent Action und jede andere internationale Kampagne verzichtet hat. Dies, obwohl Amnesty International das imminente Sterberisiko von Amphon bewusst gewesen ist. Bittet Amnesty International, seine Haltung zu Thailand ehrlich zu reflektieren und zu verändern. Bittet um eine eindeutige und öffentlichkeitswirksame Verurteilung des Gefängnis-Todes von Amphon, sowie als Zeichen der Einsicht um den sofortigen Beginn einer internationalen Kampagne für die Freiheit aller Gefangenen aufgrund der Lese Majeste Gesetze in Thailand. Zusätzlich zum Email-Kontakt sind auch Faxe, Briefe und Telefonanrufe mit Bitte um Stellungnahme sehr wirksam!

Adresse von Amnesty International Deutschland:

Amnesty International, E-Mail: maja.liebing@amnesty.de (Asienkooodinatorin), bitte CC an: info@amnesty.de

Büro Bonn, Heerstr. 178, 53111 Bonn,Telefon: 0228 98373,  Telefax  0228 / 63 00 36

Büro Berlin, Greifswalder Str. 4, 10405 Berlin, Telefon 030 / 420248-0

Internationale Adresse von Amnesty International:

Internationales Sekretariat von Amnesty International, E-Mail: Bitte dieses Formular benutzen!, 1 Easton Street, London, WC1X 0DW, UK, Telephone: +44-20-74135500, Fax number: +44-20-79561157, Email-Fomular:  http://www.amnesty.org/en/contact

MUSTER FÜR ENGLISCHEN BRIEF (natürlich nur als Vorschlag, gedacht für die internationale Sektion von AI):

Dear Sir or Madam,
I am writing to you to express my sorrow and outrage about the death of the Thai political prisoner Amphon Tangnoppakul. He died in prison for 4 SMS he may or may not have written. I am aware of the prior statement of AI regarding this case,  but I am also aware of the fact that AI had been asked by several people before to support the life and freedom of Ampol with an international campaign, such as an urgent action. Amnesty International must have been fully aware of the fact that the death of Amphon may have been imminent. Why did AI not do more to save the freedom and life of Amphon so that he could have lived or  at least died together with his family instead of in prison? I am aware of the fact that Amnesty International has been  blamed for not supporting the prisoners of conscience in Thailand due to political considerations outside the specific issues in question. The death of Amphon implies that these accusations have truth value. A different behaviour of Amnesty International might have saved the life and freedom of Amphon. Please be so kind and truthful to seriously consider your past behaviour and to correct your errors regarding Thailand. Please show your understanding, humanity and sorrow about the death of Amphon by demanding the Thai government to independently examine his medical treatment. Please take in addition this tragic death as a starting point for becoming clean on Thailand and to revise your faulty politics of the past by immediately undertaking an international campaign for the freedom of all victims of the Lese majeste law in Thailand. Please do not let this death pass by without any consequences and please be so kind and let me know of the steps you are taking.

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