Weite Auslegung „pansexuell“
Pansexualität nach der weiten Begriffsbestimmung kennzeichnet sich durch eine progressive gesellschaftliche Grundposition, die die Akzeptanz für die verschiedensten geschlechtsbezogenen, geschlechtsübergreifenden und sexuellen Lebensweisen in den Mittelpunkt stellt. Eine pansexuelle Gesellschaft wertschätzt den Menschen an sich, egal ob es sich um heterosexuelle Männer und Frauen, bisexuelle Männer und Frauen, homosexuelle Männer und Frauen, transsexuelle Menschen oder um Hermaphroditen (Zwitter, Intersexuelle) handelt. Die Gleichberechtigung aller partnerschaftlichen Beziehungen und Lebensgemeinschaften, unabhängig von ihrer geschlechtsbezogenen Konstellation, ist die grundlegende Forderung eines Pansexualismus gemäß dieser breiten Begriffsdefinition.
Enge Auslegung „pansexuell“
Pansexualität nach der engen Begriffsauslegung ist eine durch bewusste individuelle Entscheidung vollzogene Entscheidung, gemäß derer bei der Aufnahme und Pflege partnerschaftlichen und sexueller Beziehungen die Geschlechtergrenze überschritten wird. Derjenige Mensch ist demnach pansexuell, der sich dafür entscheidet, dass mit jedem zur eigenen Person passenden Menschen eine Beziehung grundsätzlich möglich ist, unabhängig davon, ob die betreffende Person ein Mann, eine Frau, ein Zwitter oder ein transsexueller Mensch ist. Pansexualität nach dieser engen Begriffsdefinition ist von der Bisexualität zu unterscheiden, wo eine explizite sexuelle Präferenz für Männer und für Frauen besteht, während bei Pansexualität ausschließlich das Menschsein an sich für die Aufnahme und Fortführung sexueller und partnerschaftlicher Beziehungen zugrunde gelegt wird.
Freunde der Pansexualität
Freunde des Ansatzes einer pansexuellen Gesellschaft sind progressiv orientierte Menschen, die Althergebrachtes hinterfragen, sich nicht allzu ausgeprägt von Traditionen leiten lassen, Unkonventionellem offen gegenüber stehen und für das Recht auf eine individuelle Lebensführung eintreten. Gesellschaftlich und politisch sind Vertreter und Freunde des pansexuellen Ansatzes im "linken Spektrum" verortet, wobei die Ausrichtung ein breites Spektrum an Positionen von links-liberalen und sozialdemokratischen Ansätzen über grün-ökologische Denkweisen bis hin zu anarchistischen und sozialistischen Orientierungen umfassen kann.
Natürliche Bündnispartner sind ebenfalls der Feminismus, geschlechtsrollenkritische Ansätze mit Betonung der menschlichen Androgynität, sowie auch Vertreter der Schwulen-, Lesben- und Transsexuellen-Bewegung, die langjährig Opfer von Diskriminierungen wurden und es teilweise nach wie vor werden. Während eine Pansexualität im Sinne der breiten Begriffsbestimmung in diesem progressiven geselschaftspolitischen Umfeld als bereits gelebte Realität zu betrachten ist, gibt es jedoch derzeit eine nur kleine, aber offenbar wachsende Anzahl an Personen, die ihrer eigenen Lebensführung und ihren gesellschaftlichen Grundhaltungen die enge Begriffsbestimmung von Pansexualität zugrunde legen.
Opponenten der Pansexualität
Die Behauptung einer auf den Geschlechtergrenzen unverrückbar feststehenden menschlichen Gesellschaft, Sexualität und Partnerschafts-Gestaltung ist mit den Postulaten des Pansexualismus unvereinbar. Der religiöse Fundamentalismus jedweder Art, egal ob islamistisch, evangelikal oder katholisch ist daher der entschiedenste Gegner einer pansexuellen Gesellschaft sowohl gemäß der breiten als auch gemäß der engen Begriffsauslegung. Die Gegner des Pansexualismus sind damit die gleichen Kräfte, die sich ebenfalls gegen eine Gleichberechtigung schwuler und lesbischer Lebensweisen und Beziehungen zur Wehr setzen. Die neuerliche entschiedene Verurteilung des Pansexualismus durch Papst Benedikt (siehe hier) ist insofern Ausdruck grundsätzlicher Differenzen zwischen den Vertretern einer pansexuellen Gesellschaft und dem religiösen Fundamentalismus.